Tafakari

Pflege prozesshaft gestalten

Kapitel 1: Was ist Pflege?

Autoren: Helge Gustke, Lars Pongrac & Miriam Struve

Einleitung

Eine Pflegefachkraft im Gespräch mit einer Pflegenutzerin (Symbolbild)

Der Blick in die Geschichte der Pflege hat gezeigt, dass lange Zeit die Vorstellung vorherrschte, zur Ausübung der Pflege würden keine besonderen Kenntnisse und Fähigkeiten benötigt. Es genüge vielmehr „ein großes Herz“ und ein „freundlicher, hilfsbereiter Charakter“. Bereits Florence Nightingale stellte sich gegen diese Sichtweise von Pflege. Sie vertrat als eine der ersten Pflegepersonen die Auffassung, dass Krankenpflege als Beruf auszuüben sei und entsprechende Kenntnisse und Fähigkeiten verlange, die in einer Ausbildung erworben werden müssen. Heute ist die Berufsbezeichnung der Pflegeberufe gesetzlich geschützt und es besteht allgemein Einigkeit darüber, dass zur qualitativ hochwertigen Pflege von Menschen spezielles Wissen und Können vonnöten sind. Darüber hinaus unterliegen die Tätigkeitsfelder und Aufgabenbereiche der Pflege einem ständigen  Wandlungsprozess, der immer wieder neue und umfassendere Anforderungen an die Kompetenzen der Pflegepersonen stellt.

Gedankenexperiment

Stelle Dir vor, Du baust mit Freunden ein Haus und niemand hat einen Plan, aber jeder, weiẞ wie es geht. … Deine Freunde kommen zu unterschiedlichen Tagen an die Baustelle, um am Haus zu arbeiten. … Jeder baut nach bestem Wissen und Gewissen. …

Gedankenexperiment Hausbau ohne Plan (Symbolbild)

Aufgabe 1: Verfasse eine kurze Aussage zum o. g. Gedankenexperiment. „Was glaubst du, wie wird der Hausbau wohl vonstattengehen?“ Tausche dich mit einer Lernpartnerin bzw. einem Lernpartner über deine Überlegungen aus.

 
Anforderungen an die professionelle Pflege

Die Pflege eines Menschen ist eine hochanspruchsvolle und komplexe Aufgabe. Dies wird besonders deutlich, wenn man bedenkt, an welchen Gütekriterien die Pflege gemeinhin gemessen wird. Gute Pflege soll nicht nur bedarfsgerecht und individuell am Pflegenutzer orientiert erfolgen, sondern zugleich immer auch wissenschaftlichen, ethischen und gesundheitsökonomischen Kriterien genügen. 
So gilt es im Rahmen der professionellen Pflege eine Reihe von Einflussfaktoren in den Blick zu nehmen und miteinander in Beziehung zu setzen. Dabei stellt die Pflege den Menschen, der, wenn er professioneller Pflege bedarf, als Pflegenutzer bezeichnet werden kann, in den Mittelpunkt ihres Tuns, um mit ihm gemeinsam vereinbarte Ziele zu erreichen. Hierzu bedarf es einer strukturierten prozessorientierten Planung, die den individuellen Wünschen, Bedürfnissen und Bedarfen des Pflegenutzers auf der einen Seite und den fachlichen, gesellschaftlichen und rechtlichen Anforderungen andererseits gerecht wird. Beruflich Pflegende nutzen hierzu den sogenannten Pflegeprozess als Methode der professionellen Verantwortungsübernahme für gute Pflege.

Dies ist jedoch nur ein Element von vielen, dass die professionelle Pflege von der Selbstpflege und der Laienpflege abgrenzt:

Selbstpflege, Laienpflege, professionelle Pflege

Als Selbstpflege wird die Art von Pflege bezeichnet, die eine Person für sich selbst durchführt. Das heißt: Pflegender und Pflegeempfänger sind dieselbe Person. Individuelle Selbstpflegeaktivitäten werden ausgeführt, um den angestrebten Gesundheitsstatus der jeweiligen Person zu erreichen oder zu sichern. Somit sind auch diese, zur Selbstpflege ausgeführten Aktivitäten eines Menschen, auf konkrete Ziele gerichtet und haben zugleich einen problemlösenden Charakter. Als Laienpflege wird jegliche Pflege bezeichnet, die von einer Person ohne pflegerische Ausbildung übernommen wird. Sie findet in der Regel innerhalb eines kleinen sozialen Netzwerks statt und wird bereitwillig gegeben und empfangen. 

Image Hotspot

Eine international verbreitete Definition professioneller Pflege geht auf den Weltbund der Krankenschwestern und Krankenpfleger (engl. International Council of Nurses; kurz ICN) zurück:

„Pflege umfasst die eigenverantwortliche Versorgung und Betreuung, allein oder in Kooperation mit anderen Berufsangehörigen, von Menschen aller Altersgruppen, von Familien oder Lebensgemeinschaften, sowie von Gruppen und sozialen Gemeinschaften, ob krank oder gesund, in allen Lebenssituationen (Settings). Pflege schließt die Förderung der Gesundheit, Verhütung von Krankheiten und die Versorgung und Betreuung kranker, behinderter und sterbender Menschen ein. Weitere Schlüsselaufgaben der Pflege sind Wahrnehmung der Interessen und Bedürfnisse (Advocacy), Förderung einer sicheren Umgebung, Forschung, Mitwirkung in der Gestaltung der Gesundheitspolitik sowie im Management des Gesundheitswesens und in der Bildung.“ (ICN-Definition von Pflege)

Im Laufe der Geschichte der modernen Krankenpflege haben verschiedene Wissenschaftler, Pflegetheoretiker, Verbände und Organisationen immer wieder versucht zu definieren, was Pflege ist. So lassen sich heute viele Definitionen von Pflege finden, die teilweise ganz unterschiedliche Schwerpunkte in den Blick nehmen.

Summary

Aufgabe 2: Recherchiere im Internet nach weiteren Definitionen professioneller Pflege. Was ist allen Definitionen gemein? Wo erkennst du Unterschiede? Wie lassen sich die Unterschiede erklären? Nutze das Kursforum, um dich über deine Rechercheergebnisse und die damit zusammenhängenden Gedanken auszutauschen.

Navigation

letztes Kapitel

nächstes Kapitel

Dieses Lernarrangement zitierst du so:

Gustke, H., Pongrac, L. & Struve, M. (2021). Pflege prozesshaft gestalten. TafakariHub. https://tafakari.de/tafakarihub

Copyright © Tafakari. All rights reserved.

error: Content is protected !!