Menschen mit Demenz begleiten

Kapitel 7: Herausforderndes Verhalten verstehen und bewältigen

Autoren: Kathrin Niehoff & Lars Pongrac

Da jedes Verhalten, natürlich auch das von Menschen mit Demenz, Gründe hat, muss die Suche nach diesen Gründen die erste Handlungsmaxime sein.

Definition: „Herausforderndes Verhalten“ (challenging behaviour, Ursprung im Bereich der Lernbehinderung). Der Begriff gilt weniger stigmatisierend als die Begriffe Problemverhalten oder Verhaltensauffälligkeiten.

Der Begriff „herausforderndes Verhalten“ ermöglicht einen psychosozialen Zugang zum Menschen mit Demenz, der von intrinsischen und extrinsischen Faktoren als Ursache für das Verhalten ausgeht. Die Bezeichnung herausforderndes Verhalten beinhaltet keine negative Bedeutung und verlagert die Ursache des Verhaltens eher in einen interpersonellen Kontext. Zudem macht die Bezeichnung deutlich, dass es von der Interpretation der Personen, die mit einem demenzerkrankten Menschen in Kontakt stehen, abhängig ist, ob ein Verhalten als herausfordernd empfunden wird und nicht primär am Demenzkranken selbst (Halek & Bartholomeyczik, 2006). Bei den Personen, die mit demenzerkrankten Menschen in professionellem Kontakt stehen, ist das professionelle Wissen und das professionelle Selbstverständnis wiederum entscheidend dafür, was als Herausforderung interpretiert wird.
Nicht nur aktiv störende Verhaltensweisen wie Agitation, Aggressivität, Wandern und vokale Störungen, sondern auch Passivität und Apathie können als professionelle Herausforderung verstanden werden, obwohl Personen mit Passivität und Apathie von sich aus aktiv keine professionellen Handlungen einfordern.

Die ABC-Methode nach Powell

Es gibt eine Vielzahl von Methoden, Möglichkeiten und Konzepten, die Ideen für den Umgang mit Menschen mit Demenz vermitteln. Die ABC-Methode nach Powell gilt als eine sehr praxisbezogene und sofort durchführbare Methode, die auch von Angehörigen leicht „erlernt“ werden kann. Sie ist als „praktischer Tipp“ für pflegende Angehörige besonders gut geeignet und lässt sich schnell und einfach ohne großen Aufwand in kurzen „Pflegegesprächen“ thematisieren.

Das Motto der Methode ist ganz einfach! Nutzen Sie die Methode als Leitfaden und handeln Sie nach den drei Empfehlungen A, B und C (siehe Abbildung).

Es gibt eine Vielzahl von Methoden, Möglichkeiten und Konzepten, die Ideen für den Umgang mit Menschen mit Demenz vermitteln. Die ABC-Methode nach Powell gilt als eine sehr praxisbezogene und sofort durchführbare Methode, die auch von Angehörigen leicht „erlernt“ werden kann. Sie ist als „praktischer Tipp“ für pflegende Angehörige besonders gut geeignet und lässt sich schnell und einfach ohne großen Aufwand in kurzen „Pflegegesprächen“ thematisieren.

Das Motto der Methode ist ganz einfach! Nutzen Sie die Methode als Leitfaden und handeln Sie nach den drei Empfehlungen A, B und C (siehe Abbildung).

Wenn ein ehemaliger Müllmann jede Nacht um 4 Uhr die Mülleimer leert, werden Sie ihn nur verärgern, wenn Sie sagen: „Das dürfen Sie nicht.“ Bieten Sie besser Gelegenheiten an, bei denen er sein Verhalten (Bedürfnis, Antrieb) ausleben kann. Vielleicht stellen Sie Mülleimer mit Papier bereit und bitten um „Unterstützug“ bei der Entsorgung. So schaffen Sie eine Beschäftigung, die für den Erkrankten als sinnvoll erlebt wird.

Die besondere Situation der Angehörigen

Rund zwei Drittel aller Menschen mit Demenz werden von ihren Angehörigen, Freunden oder Nachbarn versorgt. Betreuung und Pflege dauern oft viele Jahre, sind zeitintensiv und stellen große körperliche und seelische Anforderungen an die Pflegenden. Der Großteil der Angehörigen sind nicht auf die oftmals stark herausfordernden Aufgaben der Pflege vorbereitet und geraten praktisch von jetzt auf gleich in die Rolle der hauptverantwortlichen Betreuungsperson hinein, die mit dem Fortschreiten der Krankheit immer umfassender und anstrengender wird.

Aufgabe: Recherchiere im Internet nach Interviews und Erfahrungsberichten von Angehörigen eines Menschen mit Demenz. Nutze als erste Anlaufstelle ggf. den folgenden LinkTIPP. Stelle anschließend dar, mit welchen Herausforderungen sich die Angehörigen häufig konfrontiert sehen.

Interviews und Erfahrungsberichte gewähren bedrückende Einblicke in die häufig belastenden und als ausweglos empfundenen Wirklichkeiten eines Lebens mit Demenz. Ein deutliches Beispiel hierfür ist das Gefühl der moralischen Verpflichtung, selbst für die Begleitung und Pflege einer nahestehenden Person aufkommen zu müssen – ohne fremde Hilfe und oft bis zur Selbstaufopferung.

LinkTIPP: Einen eindrucksvollen Erfahrungsbericht stellt das Dialog- und Transferzentrum Demenz (DZD) auf seiner Internetseite bereit. Suchen Sie auf der Seite des DZD nach: „Betroffene berichten: Das Demenztagebuch von Katja Hörter“ oder nutzen Sie den Direktlink mit einem Klick auf die Weltkugel.

Herausforderung: Ablehnung der Körperpflege

Pflegefachfrau Alida Jahn möchte, dass Herr Weber zum Baden mitkommt. „Das geht Sie nichts an! Gehen Sie raus!“ schimpft Herr Weber. … (Fortsetzung unten)

Im Verlauf der Erkrankung benötigen Menschen mit Demenz zunehmend Unterstützung bei der Körperpflege, aber nicht immer nehmen sie die Hilfe gerne an. Problematische Situationen bei der Körperpflege treten besonders häufig zwischen pflegenden Angehörigen und Pflegebedürftigen auf und führen nicht selten zu massiven Auseinandersetzungen mit dem Erleben von Stress auf beiden Seiten. Aber auch Pflegefachfrauen und -männer die im Rahmen der ambulanten Pflege die Pflegenutzer zu Hause versorgen, werden aufgrund des besonderen Settings häufiger mit dem Problem der Pflegeverweigerung konfrontiert.

Mögliche Gründe für die Ablehnung der Körperpflege entnehmen Sie der Abbildung unten.

Gründe für die Ablehnung der Körperpflege (Pongrac, Roth, Borchard & Kuckeland, 2014)

(Fortsetzung) … „Entschuldigung Herr Weber. Ich gehe dann mal wieder an meine Arbeit. Auf Wiedersehen.“ Eine halbe Stunde später versucht Pflegefachfrau Alida Jahn es noch einmal. Diesmal geht Herr Weber bereitwillig mit.

Aufgabe: Sammel konkrete Tipps zur Körperpflege von Menschen mit Demenz. Halte deine Ideen schriftlich fest.

Grundsätzlich gilt: Pflegerische Interventionen haben das Ziel, das Wohlbefinden der Person mit Demenz zu fördern und sind nicht Trigger zur Herstellung von „erwünschtem Verhalten“. Dabei ist zu berücksichtigen, dass „unerwünschtes Verhalten“ aus Sicht der Person mit Demenz durchaus auch mit dem Gefühl des Wohlbefindens verbunden sein kann. Pflegende müssen die individuelle Situation daher genau analysieren, um einschätzen zu können, ob ein pflegerisches Eingreifen nötig ist oder nicht.

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Dieses Lernarrangement zitierst du so:

Pongrac, L. & Struve, M. (2020). Menschen mit Demenz begleiten. TafakariHub.

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