Menschen mit Schädel-Hirn-Trauma pflegen

Kapitel 1: In medias res

Autoren: Lars Pongrac & Johannes Rohling

Das Schädel-Hirn-Trauma (SHT) ist die häufigste Todesursache vor dem 40. Lebensjahr in Deutschland. Mehr als die Hälfte aller Opfer von Verkehrsunfällen erleidet ein Schädel-Hirn-Trauma. So auch der bekannteste deutsche Formel 1 Rennfahrer Michael Schumacher. …

 

Menschen, die ein SHT erleiden, werden immer plötzlich und unerwartet aus dem Leben gerissen. Der Unfall macht unter Umständen innerhalb von Sekunden aus einem völlig gesunden und aktiven Menschen einen Schwerkranken, dessen Behandlung (insbesondere der Hirnschädigung und deren Folgen) und Wiederherstellung oft Monate und Jahre benötigt. Eine vollständige Rehabilitation ist unter Umständen bei Weitem nicht immer möglich, sodass die Betroffenen möglicherweise ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten nicht wieder erlangen und dauerhaft auf Hilfe angewiesen sind.

 

Welchen Anteil die Profession der Pflege an der Therapie und Rehabilitation der Betroffenen hat und was aus medizinischer Perspektive in den unterschiedlichen Phasen der Therapie getan werden kann, erarbeiten Sie sich hier im Kurs.

 

Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Entdecken dieses Lernpaketes und sind ganz gespannt auf Ihr Feedback!

Impuls: Stelle Vermutungen an. Welche Unfallereignisse sind in Deutschland wohl am häufigsten?

Exkurs: Das Unfallgeschehen in Deutschland

Etwa 7,9 Prozent der Erwachsenen verunfallen in Deutschland innerhalb eines Jahres so schwer, dass sie eine ärztliche Behandlung in Anspruch nehmen. In der EU sind dies Schätzungen zufolge jährlich etwa 57 Millionen Menschen. Dies entspricht in etwa jeder elften Person. Unter den Unfallverletzten befinden sich vor allem Männer und jüngere Menschen. Dies wird in der Literatur oftmals mit einem Risiko suchenden oder Risiken ignorierenden Verhalten erklärt. In diesem Zusammenhang wird in der Unfallforschung von “risk/sensation seeking” gesprochen. Das häufig riskante Verhalten der jungen Menschen korrespondiert mit Eigenschaften wie einer stärkeren Wettbewerbsorientierung oder Aggressivität, die gendertheoretisch häufiger mit typisch männlichen Verhaltensweisen in Verbindung gebracht wird. Häufig spielt hier auch der Konsum von Rauschmitteln (dazu zählt auch Alkohol) eine Rolle. Betrachtet man die Schwere der Unfälle gesondert, dann zeigt sich, dass auch ältere Menschen als wichtige Zielgruppe für Präventionsmaßnahmen in den Blick genommen werden müssen, weil bei ihnen die Unfälle häufig mit besonders gravierende Folgen verbunden sind.

Unfallfakten (RKI, 2013)

Die meisten Unfälle passieren zu Hause oder in der Freizeit. Bei Männern ereignet sich ein bedeutender Anteil der Unfälle am Arbeitsort oder in der Bildungsstätte. Mit steigendem Alter steigt generell auch das Risiko einen Unfall zu Hause zu erleiden. Ebenso ist der soziale Status ein wichtiger Einflussfaktor, der näher betrachtet werden sollte: Menschen mit einem hohen sozialen Status erleiden häufiger einen Unfall in der Freizeit als Personen aus der niedrigen sozialen Statusgruppe. Bei Männern aus der niedrigen sozialen Statusgruppe passieren Unfälle häufiger in der Arbeits- oder Bildungsstätte als bei Männern eines höheren sozialen Status. Dies ist auf die unterschiedlichen Arbeitsbedingungen und berufsgruppenspezifischen Unfallrisiken zurückzuführen. So sind Männer überdurchschnittlich häufig in der Baubranche oder ähnlichen Gewerben tätig und üben damit Berufe aus, die mit einem niedrigen Prestige bei gleichzeitig höherer körperlicher Beanspruchung und erhöhten Unfallrisiken einhergehen.

Aufgabe: Stelle dir vor, du sollst zielgerichtete Präventionsmaßnahmen zur Reduzierung von Unfallereignissen in Deutschland planen und umsetzen. Skizziere wie und wo du die einzelnen Zielgruppen erreichen kannst und halte deine Ideen mit konkreten Beispielen fest.

Zum Weiterlesen: Eine sehr lesenswerte digitale Publikation zum Thema „Unfallgeschehen bei Erwachsenen in Deutschland“ steht auf der Internetseite des Robert Koch-Institut zur Verfügung.
(Suche: „Das Unfallgeschehen bei Erwachsenen in Deutschland“)

Die Epidemiologie des Schädel-Hirn-Traumas

28,1 % aller Schädel-Hirn-Traumen betreffen Menschen unter 16 Jahren. In dieser Altersgruppe wird in Deutschland von jährlich 581 Fällen pro 100.000 Einwohner ausgegangen; davon sind weniger als 10 % als mittelschwere oder schwere SHT einzustufen. Die Gesamtsterblichkeit beträgt 0,5 %, bei schwerem SHT allerdings 14 %. Insgesamt erleiden somit ca. 70.000 Patienten unter 16 Jahren ein Schädel-Hirn-Trauma, wovon etwa 350 Patienten versterben.

Summary Kapitel 1

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Dieses Lernarrangement zitierst du so:
Pongrac, L. & Rohling, J. (2020). Menschen mit Schädel-Hirn-Trauma pflegen. TafakariHub. https://tafakari.de/tafakarihub

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